Stadt trifft auf Land: Wie kommen wir zusammen?

Der Weg aufs Land ist wie eine Beziehung: Es geht oft mit Schmetterlingen los. Ist dann die erste Verliebtheit vorbei, folgt die Einsicht, dass doch nicht alles so rosig ist. Man sieht auch die andere Seite der Medaille, die Herausforderungen, die mit dem Aufbau eines Zukunftsortes und den gleichzeitigen Erwartungen vor Ort in der Gemeinde oder der Region verbunden sind. Bewahrt man Ruhe und konzentriert sich auf die wesentlichen Dinge, folgt darauf aber eine Phase des wirklichen Ankommens und der neuen Chancen. Das ist ein Weg, der oft zu beobachten ist. Indem man sensibel mit sich selbst und der Umgebung umgeht, kommt man vielleicht um das Tal der Tränen herum. Schließlich habt ihr als Gruppe auch ein Ziel vor Augen, dass euch zusammenhält: Gemeinsam etwas bewegen!

Gerade wenn Menschen aus Städten sich Raum im ländlichen Raum suchen, dann können das natürlich auch Enklaven werden.

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Jörn Luft / Geschäftsstelle

Stiftung trias

Akt 1: Euphorie

Du bist schon länger in die Idee verliebt, aufs Land zu ziehen, wolltest beim letzten Wochenendtrip nach Brandenburg gar nicht wieder zurück in die Stadt oder hast Freunde, die sich bereits selbst ein neues Leben im Grünen aufgebaut haben? Und nun scheint der Traum wahr zu werden: Ihr habt den perfekten Ort gefunden, der Vertrag ist unterschrieben, die Gruppe so gut wie gegründet – es kann losgehen!

Nur mit den Dorfbewohner*innen müsst ihr noch etwas warm werden. Sie zeigen sich zwar neugierig, aber auch etwas skeptisch euch gegenüber. Was hilft, ist bei den Gesprächen das Alltägliche in den Vordergrund stellen und nach Hilfe zu fragen. Außerdem solltet ihr so viel und so oft es geht, am Dorfleben teilnehmen. Einerseits, um persönliche Kontakte zu knüpfen, andererseits, um den Ort verstehen zu lernen. Traut euch, auf lokale Veranstaltungen und Feste zu gehen. Es wird sich auszahlen!

Es ist wichtig, dass man auf Augenhöhe mit den Menschen vor Ort schnell ins Handeln kommt, weil dann wird man für die Menschen vor Ort glaubwürdig und die Ergebnisse werden greifbar.

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Ina Fettig / Gründerin
Kaiserliche Postagentur

Es ist sehr wichtig Angebote wie einen Tag der offenen Tür zu veranstalten.

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Cordelia Polinna / Geschäftsführerin

Forward Berlin

Das ist aber erst die halbe Miete – den eigenen Ort vorzeigen ist die andere halbe. Ladet das Dorf zu euch ein, veranstaltet einen Tag der offenen Tür und schafft so einen Raum für Austausch und Begegnung. Dabei könnt ihr ganz offen von euren Plänen erzählen und dem Getuschel entgegentreten. Aus der Erfahrung der anderen Zukunftsorte wissen wir: Solche Events zahlen sich mehr als aus.

Akt 2: Ernüchterung

Du hast dir das alles ein wenig einfacher vorgestellt? Willkommen im Realitätscheck! Nach der ersten Verliebtheit und wenn die rosarote Brille langsam nachlässt, bekommt man ein differenziertes und realitätsnahes Bild und entdeckt Dinge am Dorfleben, die man so vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Verkriecht euch nicht in eurer Komfortzone in der Stadt, sondern versucht, mit anderen Bewohner*innen gemeinsame Dinge zu machen. Und wenn es dabei mal etwas Konflikt oder Reibung gibt? Umso besser – denn durch diese Spannungen lernt ihr euch so richtig kennen und es entsteht ein Aushandlungsprozess über das Leben vor Ort und was alles dazu gehört.

Wenn man dann tatsächlich anfängt was zu machen, dann entstehen – positiv formuliert – Irritationen in der Nachbarschaft, dann entsteht Unruhe und nicht alle kommen damit klar.

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Ina Fettig / Gründerin
Kaiserliche Postagentur

Akt 3: Versöhnung

Gerade im Sportverein wird geschätzt, was wir anfangen und in den Ort tragen und ich denke es gibt viele Frei- und Gestaltungsräume die hier genutzt werden können weil aber auch gesehen wird, wie viel Engagement es gibt und wie sehr man dran bleibt.

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Ina Fettig / Gründerin
Kaiserliche Postagentur

Nach Regen folgt Sonnenschein – das ist die vielleicht wichtigste Regel für das Leben auf dem Land. Nachdem das ein oder andere Tief mit dem Dorf überwunden ist, seid ihr erst wirklich angekommen. Nun wisst ihr wenigstens, woran ihr seid und und eure Nachbar*innen mit allen schrägen und schönen Seiten zu schätzen. Und sie kennen mittlerweile auch euch, sodass ihr euch jetzt beide von den Vorurteilen und Erwartungen voneinander befreien könnt.

Mit dieser entspannten Haltung wird es euch viel leichter fallen, euch vor Ort zu engagieren, Teil des Dorfes zu werden und in lokalen Vereinen wie der Feuerwehr mitzumachen. Darüber knüpft ihr auch weitere Kontakte und werdet Stück für Stück „eingebürgert”. Jetzt seid ihr und das Dorf auch bereit dafür, gemeinsam Dinge auf die Beine zu stellen, zum Beispiel ein Dorffest auf eurem Zukunftsort. Oder ihr werdet Gemeinderatsmitglied, Teil der LEADER-Arbeitsgruppe oder engagiert euch auf anderem Wege politisch für die Entwicklung der Region.

 - Photo: © Kaiserliche Postagentur

Stadt-Land-Integration

Was du als Städter*in über das Leben auf dem Land wissen solltest

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