Gesagt, getan, gegründet

Wenn ihr eine Immobilie oder ein Grundstück für euren Zukunftsort gefunden habt, ist die erste Hürde schon mal genommen. Also erstmal Glückwunsch! Jetzt geht es darum, euer Projekt in eine Form zu gießen und euren Zukunftsort auf diversen Ebenen zu gestalten. Was es dabei zu beachten gibt und wie ihr geschickt durch diese Phase manövriert, erfahrt ihr hier.

Welche Kompetenzen braucht es?

 - © studio amore
Grafik: Kompetenzen des Gründer*innen-Teams

Ein Gründer*innen-Team sollte über möglichst viele verschiedene Kompetenzen verfügen, damit das Projekt gelingt.

 | © studio amore

Das sollte euer Gründer*innen Team können

Um einen Zukunftsort aufzubauen braucht es im Gründer*innen-Team viele verschiedene Kompetenzen und oft eine ganz bestimmte Haltung, um den verschiedenen Zielen und Aufgaben gerecht zu werden. Wenn ihr Architekt*innen und Menschen mit Finanz- und Rechtsverständnis dabei habt, seid ihr schon einmal gut dran. Aber auch Fähigkeiten wie Moderation und Öffentlichkeitsarbeit sind sehr hilfreich. Daneben sind bestimmte Einstellungen und Haltungen förderlich.

Die Kompetenzen-Grafik gibt einen Überblick über die nötigen Skills.

Relevante Themen in dieser Phase

Wir befinden uns schon in der Transformation, es werden gerade schon etliche Lösungen umgesetzt und das Netzwerk und das Wissen ist extrem breit.

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 - Foto: Lena Heiss
Tobias Keye / Gründer
RothenklempeNOW

Sind wir Sozialunternehmer*innen?

Am Anfang des Gründungsprozesses eines Zukunftsorts steht oft nicht eine Geschäftsidee, sondern mehr die Vision vom Leben und Arbeiten auf dem Land. So wird auch der Standort zunächst danach ausgewählt. Die Unternehmensentwicklung orientiert sich dann im zweiten Schritt zwangsläufig nach den Möglichkeiten und Potenzialen der jeweiligen Region.

Sozialunternehmen im Allgemeinen wählen Produkte oder Dienstleistungen, die soziale oder ökologische Probleme lösen wollen. Das können sie gemeinnützig oder auch nicht gemeinnützig, also gewerblich tun - in jedem Fall tun sie es partizipativ und binden Kund*innen, Teilnehmer*innen und Zielgruppen in den Prozess mit ein. Sagen wir also: die Chancen stehen gut, dass euer sozialunternehmerisch unterwegs seid.

Sozialunternehmer*innen auf dem Land müssen sich vor dem Gründungsprozess besonders mit den Menschen vor Ort, ihrer Mentalität und ihrenVorstellungen von ihrer Region  auseinandersetzen. Ihr solltet ein Gespür dafür entwickeln, wer die einzelnen Akteur*innen im Ort sind und wie vielleicht auch Interessen Anderer einen Platz in eurem Unternehmen finden. Außerdem muss auf struktureller Ebene, das heißt bei den Akteur*innen und Behörden, vielleicht zunächst noch ein Verständnis dafür geschaffen werden, welche Rahmenbedingungen Sozialunternehmen brauchen und welche Wirkung sie entfalten können. Und um zu gründen - sei es nun im unternehmerischen, aber auch im sozialen und gemeinschaftlichen Sinne - solltet ihr unbedingt ein gewisses Maß an Akzeptanz der Menschen vor Ort im Rücken haben!

Mit wem hat man es eigentlich zu tun? Wie ist dieses Dorf strukturiert? Wer hat das Sagen? Wer ist der informelle Lead, wer ist der formelle Lead? Das sollte man genau wissen

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 - Photo: © Christian Kant
Norbert Kunz / Geschäftsführung

Social Impact

Sechs Wahrheiten über das Gründen eines Zukunftsorts

Sie liefert Motivation, wenn der Projektalltag alles von euch abverlangt und sie ist der Kompass für die zukünftigen Entwicklungen. Eine zentrale Aufgabe (spätestens) in der Gründungsphase ist es, eure Vision mit denen eurer Mitstreiter*innen abzugleichen und daraus gemeinsame Ziele  zu destillieren. Wenn ihr hier nicht zusammenkommt, wird das in jedem Konflikt auf die ein oder andere Art mitschwingen. Also: Nehmt euch Zeit für das Erarbeiten einer Vision und überlegt, ob ihr dafür vielleicht externe Moderation oder Begleitung braucht. Schreibt sie vor allem auf und unterzieht sie immer wieder einem Update.

wir müssen das alles wieder in Verbindung setzen und da ist glaube ich ganz viel Musik drin

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 - Foto: Lena Heiss
Tobias Keye / Gründer
RothenklempeNOW

Zeit und Geld stehen bei der Gründung von Zukunftsorten oft in direktem Zusammenhang. Gute finanzielle Ressourcen ermöglichen einen schnellen Projektfortschritt und externe Expert*innen mit viel Know-How. Doch es geht auch mit weniger, denn fehlende finanzielle Ressourcen lassen sich gewissermaßen auch mit einer Muskel- bzw. Hirnhypothek stemmen. Doch das bedeutet, dass viele Menschen viel Zeit und Fähigkeiten einbringen müssen. Anträge, Finanz- und Architekturplanung, Arbeit auf der Baustelle und Gruppenprozesse müssen dann nach Feierabend und am Wochenende gewuppt werden. Gerade im Übergang von eurem bisherigen Leben zu einem Zukunftsort, wo ihr Wohnen und Arbeiten verbindet, bedeutet das enorm kräftezehrende Zeiten, die sich nicht selten über mehrere Jahre ziehen können – aber auch ein enormes persönliches und professionelles Wachstum mit sich bringen.

So ein Projekt ist nicht nur Wohn- und Arbeits-, sondern auch Selbstentwicklungsprojekt. Ob man bis zum Schluss dabei bleibt oder alles so wird, wie man sich das vorgestellt hat, ist dabei egal - man lernt dabei immer wahnsinnig viel für und über sich persönlich.

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Julia Paaß / Gründerin / Netzwerk

Hof Prädikow

Jeder Zukunftsort ist anders und hat seine eigenen Schwerpunkte, was Angebote, inhaltliche Ausrichtung, Teamkonstellationen und damit auch die Finanzierung angeht. Ein großer Unterschied liegt schon im Kern des Projekts: Ist es ein gemeinschaftliches Wohnprojekt, das die Sanierung refinanzieren muss, ein Ort für Kunst und Kultur, der sich durch Förderungen finanziert oder ein wirtschaftlicher Betrieb, der Einnahmen generieren soll. Nicht selten kombinieren Zukunftsorte diese verschiedenen Bereiche und Finanzierungen. Wichtig ist, dass es einen stabilen Kern gibt, der funktioniert und bei dem die Finanzierung gesichert ist. Von dort aus könnt ihr in andere Bereiche expandieren.

Ein gewerbliches Unternehmen will primär seinen Profit maximieren. Sozialunternehmen verfolgen zunächst inhaltliche Ziele, weshalb ihre Führung komplexer ist.

 - Photo: © Christian Kant
Norbert Kunz / Geschäftsführung

Social Impact

Der Kauf einer Immobilie und der gemeinsame Projektbeginn sind eine zauberhafte Zeit voller Träume, Visionen und Gemeinschaftsgefühl. Doch wie in jeder Beziehung wird auch das irgendwann dem Alltag weichen. Und mit der Rückkehr in die Realität werden die unterschiedlichen Vorstellungen, Ängste und Blockaden zunehmend mehr Raum einnehmen. Verankert deshalb von Anfang an klare und belastbare Entscheidungsstrukturen, Transparenz über die Projektentwicklung sowie handhabbare Gruppenprozesse.

Besonders in den unangenehmen Aufgabenbereichen wie Baurecht, Vereinsrecht oder Betriebswirtschaft sollten frühzeitig Kompetenzen aufgebaut werden.

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Julia Paaß / Gründerin / Netzwerk

Hof Prädikow

Die Immobilie ist gekauft – ab jetzt wird die To-Do-Liste kein Ende mehr haben. Aber es gibt auch eine Welt oder ein Dorf außerhalb des Projekts und dort wird sehr genau wahrgenommen, was ihr tut (oder nicht tut). Sucht von Anfang an den Kontakt zur Gemeinde und stellt euch und euer Projekt dem Dorf vor. Das Gerede wird sich nicht vermeiden lassen, also macht euch bewusst, dass ihr euch auch im Dorf einbringen und euch auf den zentralen Aktivitäten sehen lassen solltet. Und nicht vergessen: Immer schön grüßen und den Plausch über den Gartenzaun als Investition in gute Nachbarschaft und damit euer Projekt verstehen.

Ich glaube ganz wichtig ist allerdings, dass man als Sozialunternehmen die Akzeptanz der Menschen hat, die im unmittelbaren Umfeld unterwegs sind.

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 - Photo: © Christian Kant
Norbert Kunz / Geschäftsführung

Social Impact

Ein zentrales Kriterium für Zukunftsorte ist es, Impulse in der Region zu setzen und einen Mehrwert für das Land zu generieren. Dazu solltet ihr euch auf jeden Fall sehr genau mit der Region beschäftigen und sie verstehen lernen. Denn einen nachhaltigen Impuls könnt ihr nur setzen, wenn er auch angenommen wird. Das heißt, er muss zu den Möglichkeiten und Bedürfnissen der Region und der Menschen, die bereits in ihr leben, passen. Das kann auf unterschiedliche Arten funktionieren: durch Offene Treffpunkte, Angebote und Aktivitäten für die Öffentlichkeit, Arbeitsplätze oder das Schaffen von Infrastrukturen, beispielsweise für die Daseinsvorsorge.

Ich glaube, wenn man jetzt ein größeres Projekt realisieren möchte, ist es schon immer sehr gut, Ortsvorsteher*innen oder Bürgermeister*innen davon zu überzeugen.

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Cordelia Polinna / Geschäftsführerin

Forward Berlin

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