Als Kommune den richtigen Rahmen schaffen

Als Bürgermeister*innen, Kommunalvertreter*innen und Verwaltungsangestellte sind Sie – anders als Privateigentümer*innen – von jeher dem Gemeinwohl verpflichtet. Die gemeinwohlorientierte Bestandsentwicklung ist ein wirkungsvolles Mittel, diese Verantwortung im besten Sinne wahrzunehmen. Damit solche Projekte gelingen, müssen sie von intrinsisch motivierten Personen mit Know-How getragen werden. Hier lesen Sie, wie Sie selbst den richtigen Rahmen für neue Herangehensweisen und Prozesse schaffen können.

Auf dieser Seite

…erfahren Sie, welchen Rahmen es braucht, um die gemeinwohlorientierte Bestandsentwicklung zu erleichtern. Sie erfahren, welche Bedingungen die Kommunen selbst schaffen können und welche Rahmenbedingungen Landes- und Bundespolitik herstellen müssten, um den Prozess künftig zu erleichtern.


Interviewte: Christin Neujahr -
Externe Expertise einholen

Es gehören gute Beispiele und Kollegen dazu, die es schon machen und die davon berichten, dass es gar nicht so schwer ist, wenn man einmal diese Richtung eingeschlagen hat.

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Frederik Bewer / ehemaliger Bürgermeister Stadt Angermünde

Kurz gesagt:

  • 1

    Anlaufstellen in Kommune und Region schaffen.

  • 2

    Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch ermöglichen.

  • 3

    Förderkulissen und Bodenpolitik umbauen.

  • Zehn Einfamilienhäuser von heute sind zehnmal Leerstand von morgen.

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    Chris Szallies / Stadtplaner im Bauamt Stadt Angermünde

    Empfehlungen an Landes- und Bundespolitik

    Für eine aktivierende Regionalentwicklung müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Daher richten wir uns in diesem Abschnitt an Bundes- und Landespolitik und geben wichtige Handlungsempfehlungen für rechtliche Leitplanken und passende Förderprogramme.

    Die Politik hat die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sich die Menschen, die im ländlichen Raum leben, wirklich selbstbewusst vertreten fühlen.

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    Carla Kniestedt / Abgeordnete im Brandenburger Landtag

    BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

    Boden langfristig sichern

    Oftmals scheitern gemeinwohlorientierte Entwicklungsvorhaben an der mangelnden Verfügbarkeit von Boden. Das zu ändern, dafür setzt sich das Netzwerk Immovielien ein. Um Prozesse zu vereinfachen und zum Wohle der Kommunen beschleunigen zu können, fasst das Netzwerk Immovielien vier wichtige Punkte in ihrem Abschlussstatement der “GemeinGut Stadt Konferenz” vom 12.Oktober 2021 zusammen:

    Förderkulissen und Strukturen umbauen

    Damit Gemeinwohlorientierung auch in der Immobilienentwicklung als gemein- schaftliche Aufgabe gelingen kann, müssen ein bundesweites Verständnis und eine übergeordnete Strategie geschaffen werden. Damit können Förderungen direkt an Bebauungspläne und Dorfentwicklungskonzepte anknüpfen, die das Dorf als Gesamtheit und die Kreativität der Nutzer*innen und Bürger*innen im Prozess in den Blick nehmen.

    Die Förderkulissen sollten folgende Kriterien beinhalten:

    • Integration eines neuen sozialen Baukultur-Verständnisses in Bebauungspläne / Förderrichtlinien (durch sozial-gesellschaftliche Aspekte, wie vorangetrieben von der Bundesstiftung Baukultur)

    • (Vorrangiges) Fördern von Wohnen in genossenschaftlichen Konstrukten, auch jenseits sogenannter „Mobilitätsachsen“ und außerhalb von Speckgürtelregionen.

    • Darüber hinaus braucht es eine Bundes- und Landesstrategie für dörfliche und kleinstädtische Siedlungsstrukturen mit Fokus auf lokaler Daseinsvorsorge, um Zersiedelung und die Entstehung von Schlafsiedlungen zu verhindern.

    Auf der lokalpolitischen Seite braucht es engagierte Leute, die erkennen, dass die Bausubstanz, die Baukultur und alles was drumherum passiert ein sehr wichtiger Bestandteil der lokalen Identität sind.

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    Niklas Fanelsa / Architekt & Gründer

    Atelier Fanelsa

    Planungsstandards hinterfragen

    Immer lauter wird kritisiert, dass Stadtentwicklung nicht gleich Dorfentwicklung ist. Durch das bundesweite Planungsziel, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen, wurden einheitliche Planungsstandards und Methoden entwickelt. Immer mehr Verantwortung wurde zusammengezogen und zentralen Organen zugespielt. Heute merken wir, dass Dörfer als kleinste Planungseinheit ihrer Souveränität beraubt sind – mit zum Teil fatalen Folgen für Engagement und demokratische Strukturen. Aber auch kleinere Städte und Gemeinden leiden darunter, denn die Lebensrealitäten sehen hier oft ganz anders aus, als in Groß- und Mittelstädten. Um grundsätzlich auch unkonventionelle Lösungen, Zwischennutzungen und gemeinschaftliche Rechtskonstrukte möglich zu machen, gilt es, die gängigen Standards zu hinterfragen und Gemeindevertretungen sowie Initiativen vor Ort einzubeziehen, um die lokalen Gegebenheiten nachvollziehen zu können.

    Unterschiede zwischen Stadt und Land feiern statt kritisieren.

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    Carla Kniestedt / Abgeordnete im Brandenburger Landtag

    BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN