Wie können wir unseren Zukunftsort finanzieren?
Viele können es sich nicht leisten, ihren Zukunftsort mit Eigenkapital aufzubauen. In diesem Fall kann es sich lohnen, mit Förderungen zu arbeiten. Solche Förderungen können von der Europäischen Union, Bund, Ländern oder Stiftungen kommen und unterstützen innovative Projektideen mit Vorbildcharakter. Hier erfahrt ihr, worauf man dabei achten muss – und warum auch Förderungen einiges kosten …
Bei Förderungen wie LEADER steigt die Komplexität des Projektes
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Niklas Fanelsa / Architekt & Gründer
Atelier Fanelsa
Argumente für Fördermittel
Ihr kommt schneller ins Machen
Abgabefristen für Förderanträge sind ein guter Anlass, um vom Träumen ins Umsetzen zu kommen. Konzept und Finanzierungsplan sind meist feste Bestandteile der Bewerbungsunterlagen – alles konkret zu durchdenken, lässt sich also nicht weiter in die Zukunft schieben.
Wenn ein Fördermittelgeber an euch glaubt, dann tun es auch Andere
Die Förderzusage und das Logo einer großen Stiftung kann auch für Andere zur Glaubhaftigkeit eures Projektes beitragen und die Aufmerksamkeit potenzieren. Kritiker*innen in der Region wie beispielsweise ein kritischer Bürgermeister lassen sich so manchmal zur Kooperation überzeugen.
Netzwerke und Beratung
Viele Förderprogramme sind auch mit Netzwerkveranstaltungen und Beratungsangeboten verbunden. Im besten Fall werdet ihr Teil einer Community, in der man sich gegenseitig bestärkt und voneinander lernt.
Wichtig
Der bürokratische Aufwand und die langwierigen Prozesse nehmen viel Zeit in Anspruch. Gleicht eure persönlichen Ressourcen mit dem Umfang der zusätzlichen Arbeit ab.
Es mag verlockend sein, viele Zuschüsse zu erhalten. Aber wenn du kein anderes Geld einbringst, ist es gut möglich, dass du nicht weißt, wie es weitergeht, wenn die Förderungsdauer endet. Wir sind deshalb anders an die Sache herangegangen: Wir nutzen Zuschüsse für Forschung und Entwicklung und versuchen so eine weitere wirtschaftliche Struktur aufzubauen.
Argumente gegen Fördermittel
Fördermittel mögen zwar attraktiv klingen – ganz “umsonst” gibt es das Geld aber leider nicht. Was ihr wissen und beachten solltet und wieso ihr definitiv auch Eigenkapital mitbringen solltet, erfahrt ihr hier.
Wir stehen Fördermitteln kritisch gegenüber. Einerseits ist der bürokratische Aufwand, gleichzeitig auch die Anforderungen bzw. Auflagen sehr hoch. Und am Ende, wenn die Förderung beendet werden soll, muss man das ganze Antrags- und Rechnungsgewirr dann erstmal wieder auseinander kriegen.
Cyrus Khazaeli / Gründer
Projektraum Drahnsdorf
Kontra 1: Rücklagen und Zeit
Das Beantragen von Fördermitteln erfordert zeitliche und auch finanzielle Ressourcen: Ihr solltet vor genügend Zeit haben, da Förderprojekte mit bürokratischen Aufwand und langwierigen Prozessen verbunden sind. Außerdem braucht ihr finanzielle Rücklagen zur Vorfinanzierung (bspw. bei LEADER), für Eigenanteile (zwischen 10% und 50% der geförderten Summe) oder für das Beauftragen von Gutachter*innen. Bei LEADER-Förderungen der EU müsst ihr sogar die gesamten geförderten Kosten vorfinanzieren können, da die Fördersumme erst am Ende ausgezahlt wird. Und auch wenn ihr viel Arbeit und Zeit investiert, ist in vielen Förderungen nicht vorgesehen, dass ihr euch selbst ein Gehalt auszahlt.
Kontra 2: Unflexibilität
Alte Häuser stecken voller Überraschungen, da kann es schon mal zu unvorhergesehen Problemen kommen. Neuausschreibungen von Bauleistungen oder zusätzliche Kredite sind durch starre Förderrichtlinien schwer umzusetzen oder führen zum Verlust der Fördersummen.
Kontra 3: Projektitis
Förderungen sind endlich! Und in der Regel wollen Fördermittelgeber immer “neue” Projekte fördern, es ist also nur selten oder mit viel Kreativität möglich, Projekte über Fördermittel weiterzuentwickeln.Entweder habt ihr rechtzeitig an die Verstetigung gedacht oder ihr beginnt etwas Neues, mit neuen Anträgen und neuer Bürokratie. Dadurch entstehen oft Abhängigkeit, großer Aufwand und möglicher Frust durch viele nicht bewilligte Anträge.
LEADER-Erfahrungen
Nicole Müller über die Erfahrungen im Rahmen ihres Projekts.
LEADER-Erfahrungen
Nicole Müller über die Erfahrungen im Rahmen ihres Projekts.
"Angenehme" Förderungen
Nicole Müller über alternative Fördermöglichkeiten.
"Angenehme" Förderungen
Nicole Müller über alternative Fördermöglichkeiten.
Wie finden wir die passende Förderung?
Checkt die wichtigsten Portale nach den für euer Projekt und euren Zukunftsort passenden Förderungen. Es sind so viele und unterschiedliche, abhängig von eurem Bundesland und inhaltlicher Ausrichtung, dass wir hier nur folgende nennen wollen:
Wenn ihr mit eurem Zukunftsort ein Unternehmen aufbauen wollt, beispielsweise eine aktive Landwirtschaft, kann sich auch ein Blick auf die Fördermittel für Gewerbe lohnen.
Ihr habt vor, an eurem Zukunftsort Kunst- und Kulturevents zu veranstalten oder aktiv etwas für die Stärkung der Demokratie zu tun? Dann könnten Kulturförderungen oder das LEADER-Programm interessant für euch sein. Dabei steht das Einbeziehen von Akteur*innen aus dem ländlichen Raum im Fokus. Ziel ist es, lokale Bewohner*innen, Projekte und Unternehmen an der Umsetzung eures Projekts zu beteiligen und die regionale nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Wendet euch dazu am besten an eine*n Regionalmanager*in, den oder die es in jeder LEADER-Region gibt und lasst euch über mögliche Förderchancen beraten.
Euer Zukunftsort soll in einem besonderen, denkmalgeschützten Gebäude entstehen? Das bedeutet zwar ein paar mehr Auflagen und Regularien – aber auch umfangreiche Förderungen! Die Deutschen Stiftung Denkmalschutz stellt beispielsweise zusätzliche Mittel zur Ergänzung des Eigenkapitals zur Verfügung.
Aber denkt dran, alle Maßnahmen vorher mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde abzusprechen, sie muss allen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen zustimmen. Der Bauprozess kann dadurch etwas komplizierter und teurer werden, dafür könnt ihr einen Teil der Investitionen steuerlich absetzen.
Ihr habt euch bereits in besonderer Weise für eure Region engagiert oder wollt Projekte verwirklichen, die einen echten Mehrwert für euer Dorf bedeuten? Dann könntet ihr gute Chance auf eine dieser beiden Förderungen haben.
Ihr würdet gerne eine Photovoltaikanlage in euren Zukunftsort einbauen, aber euch fehlt das nötige Geld dafür? Über die Bundesförderung für Energieeffiziente Gebäude könnt ihr Darlehen und Zuschüsse für die energetische Sanierung im Altbau beantragen. Die Investition in eine energieeffizientere Wärmeversorgung kann sich außerdem durch niedrigere monatliche Fixkosten bezahlt machen.
Europa, Bund, Land, Region - eine Kurzeinführung
Wesentlich ist die Frage, wofür man eine Förderung beantragen möchte. Hier wird meist zwischen Projektförderungen für konkrete Projektvorhaben über eine bestimmte Laufzeit auf der einen und investiven Förderungen für langfristige Baumaßnahmen oder Sachanschaffungen auf der anderen Seite unterschieden. Investive Förderungen sind deutlich seltener und gehen oft mit Nutzungsbedingungen einher. Soll zum Beispiel ein Coworking-Space gefördert werden, müssen die Räume dementsprechend genutzt werden, manchmal für mehr als fünf Jahre.
Wer sich zum ersten Mal mit dem Thema Förderung beschäftigt, sollte außerdem kalkulieren, dass einige Programme teilweise vollständig vorfinanziert werden müssen.
Achtung
Manche Programme müssen zu 100% vorfinanziert werden. So z.B. auch bei LEADER - das heisst Ihr müsst alles erstmal selbst zahlen und könnt es erst dann anfordern.
Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums der Europäischen Union (ELER) umfasst in Deutschland ein jährliches Finanzvolumen von 1,4 Milliarden Euro. Diese Summe wird durch nationale Mittel von Bund, Ländern und Kommunen ergänzt. Das LEADER-Programm ist eine Art Teilprogramm des ELER. Mit ihm werden seit 1991 modellhaft innovative Aktionen im ländlichen Raum gefördert. Ziel ist es, die ländlichen Regionen Europas auf dem Weg zu einer eigenständigen Entwicklung zu unterstützen, indem durch Ideen, Konzepte und Projekte die Lebensqualität in Dörfern erhalten und entwickelt wird. Zu jeder LEADER-Region gehört ein Regionalmanagement, sie beraten zu Vorhaben, geben Auskunft zu Förderchancen und begleiten Projekte. Außerdem bauen die Mitarbeitenden des Regionalmanagements vor Ort Netzwerke auf und fördern die Weiterentwicklung der Region. Die maximale Förderhöhe ist für private Vorhaben meist auf 250.000 Euro pro Projekt begrenzt, für gemeinnützige Institutionen und Kommunen gibt es durchaus auch mehr.
Die bundesdeutschen Lottogesellschaften schütten nur rund die Hälfte der Wetteinsätze als Gewinn wieder an die Spieler aus. Je nach Bundesland werden bis zu 30 Prozent der gesamten Lotterieeinnahmen für gemeinnützige Zwecke aus. Es lohnt sich, hier einen Antrag zu stellen, denn man hat gute Chancen, wenn er zu den Richtlinien der landeseigenen Lottogesellschaften passt. Fördermittel kann man bei der Lottogesellschaft des Bundeslandes beantragen, aber auch bei den bundesweiten Soziallotterien. Für größere Summen lohnt es sich bei der Postcode-Lotterie einen Antrag einzureichen.
Die verschiedenen Bundesministerien verfügen über eigene Förderprogramme, die auch im Aufbau von Zukunftsorten helfen können. Die Ausrichtung, Förderquote und Schwerpunkte unterscheiden sich dabei individuell je Förderaufruf.
Ein Beispiel aus dem Landwirtschaftsministerium:
Mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE) unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) innovative Projekte im ländlichen Raum. Wenn eine konkrete Idee geboren ist, erarbeitet und veröffentlicht das Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (Kom-LE) eine detaillierte Bekanntmachung, den sogenannten Förderaufruf. Dort wird angekündigt, in welchem Themenbereich Ideen und Projekte gesucht werden. Auch wird mitgeteilt, wer sich unter welchen Voraussetzungen bewerben kann, welche Einreichungsfristen gelten, in welchem Zeitraum Gelder ausgeschüttet werden und wie hoch die maximale Fördersumme je Projekt ist. Die Bekanntmachung erscheint im Bundesanzeiger und auf der Internetseite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Vereine und Initiativen, Institutionen sowie Gemeinden, Kommunen und Wirtschaftsförderer, deren Aktivitäten und Ziele zu der Bekanntmachung passen, können sich dann bewerben.
Wie schreibt man einen Förderantrag?
Bei der LEADER Förderung geht es vor allem um die regionale Integration und den Outcome. Es ist wichtig für die Projektträger, dafür ein Verständnis zu entwickeln.
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Grit Körmer / Regionalmanagerin
LAG Märkische Seen e.V.
Konkrete Ziele
Antragsteller:innen sollten konkrete Ziele und Inhalte, die zu den Inhalten und Zielen der Förderer passen, formulieren – indem sie sich in den jeweiligen Förderer hineinversetzen, ohne sich zu verbiegen.
Besonderes hervorheben
Fördergeber mögen Innovationen – im Antrag gilt es, herauszuarbeiten, was die Idee modellhaft und neu macht.
Realistisch bleiben
Fördernde Einrichtungen unterstützen gerne Organisationen, von denen anzunehmen ist, dass sie die versprochenen Projektinhalte umsetzen und die Ziele des Projekts erreichen. Werden hohe Summen benötigt, sollte man auch über den passenden Ort, das Personal und die Infrastruktur verfügen. Wer noch nicht an diesem Punkt ist, fängt besser mit kleineren Summen an