Die Vision ist die Basis eures Projekts und die Leitplanke für alle zukünftigen Entwicklungen. Zudem ist eure Vision der Kitt, der eure Gruppe zusammen hält – definiert sie mit Hingabe! Wir sagen euch wie.

Visionen früh visualisieren

Aus den einzelnen Träumen Vieler eine gemeinsame Vision zu formulieren, ist eine zentrale Aufgabe in der Suchen- und Gründen-Phase. Nehmt diese Aufgabe ernst, denn eure geteilten Werte und eure Vision sind die Basis des Projekts und die Leitplanken für die Entwicklung der zukünftigen Nutzungen und Teilprojekte. Das kontinuierliche Überarbeiten der Vision ist ratsam, besonders, wenn sich der Personenkreis des Projekts verändert bzw. vergrößert, ihr die Außenwahrnehmung eures Projekts schärfen oder verändern wollt, oder ihr eine gemeinsame Basis zur Entscheidungsfindung braucht.

Tipp

Investiert in einen guten (eventuell begleiteten) Gruppenprozess und unterzieht die Vision regelmäßig einer Überprüfung. Das Commitment aller zu dieser Vision ist zentral, um zukünftige Konflikte zu vermeiden. 

Kurz gesagt

  • 1

    Eure gemeinsame Vision ist das Fundament eures Zukunftsortes, darauf bauen alle Nutzungen und Projekte sowie die Regeln eures Zusammenlebens und -arbeitens auf.

  • 2

    Eine gemeinsame Vision sollte nicht zu offen sein und immer an konkrete Ziele gekoppelt werden, damit wirklich alle das Gleiche darunter verstehen.

  • 3

    Eine Vision kann und darf sich im Laufe der Zeit ändern, schließlich ist ein Zukunftsort ein nie endender Entwicklungsprozess.

  • Tipps aus der Praxis

     - Foto: Lena Heiß
    Ein Ding der Möglichkeit

    Die Grundsteine am Lagerfeuer.

    „Jedes Projekt, das jemals verwirklicht wird, beginnt mit dem Traum einer einzelnen Person.”

    Ilona Koglin / Journalistin, Autorin und Medienmacherin

    Dreagon Dreaming

    Nehmt euch Zeit für diese Gruppenprozesse, für das Sprechen über gemeinsame, aber auch unterschiedliche Ziele und Visionen, die einmal das Projekt angehen, aber auch die jeder für sich selber hat. Überfordert euch dabei nicht, geht kleinschrittig vor und lagert gegebenenfalls Aufgaben aus. Und denkt im Vorhinein gut darüber nach, welches Entscheidungsmodell ihr in der Gruppe etablieren wollt: Wer kann und darf über was entscheiden?

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    Katharina Vorbau / Gründerin
    Zusammen in Neuendorf
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    Die gemeinsame Kommunikation über Ideen und konkrete Ziele ist unabdingbar. | Foto: Martje Schreier.

    Alle Projekte sind unterschiedlich und es gibt keine Blaupause. Was wir im Prozess auf jeden Fall gelernt haben ist, da entspannter zu werden: es ist ok. Manches funktioniert einfach nicht so, wie man sich das vorgestellt hat. Da kann man dann nichts dran ändern und muss es vielleicht auch nicht.

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    Ina Fettig / Gründerin
    Kaiserliche Postagentur
     - Foto: Kaiserliche Postagentur

    Das Team der Kaiserlichen Postagentur.

     | Foto: Kaiserliche Postagentur

    Es ist immer schön, sich am Anfang alles auszumalen und Worte wie Offenheit, Transparenz, Demokratisch, Ästhetik, Kreativ festzulegen. Aber wenn man nicht ganz konkrete Ziele und Maßnahmen benennt, die sich natürlich ändern können über die Zeit, bekommt man irgendwann ein Riesenproblem, weil sich plötzlich herausstellt, dass diese Begriffe für jeden etwas anderes bedeuten.

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     -
    Julia Paaß / Gründerin / Netzwerk

    Hof Prädikow

     - Photo: © Eric Birnbaum

    Die Bewohner*innen von Hof Prädikow kennen die Höhen und Tiefen der gemeinsamen Visionsfindung. 

     | Photo: © Eric Birnbaum

    Für mich ist der Stützpunkt ein intimer Space, ein Kreativort, wo Leute hinkommen, wo man zusammen sitzt, wo man isst, wo man redet, Ideen entwickelt und wo vielleicht auch einfach Bilder erzeugt werden. Für mich ist das Projekt ein Labor für das moderne Landleben.

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     -
    Jörg Bodemann / Gründer

    Flagshipstore Stolzenhagen

     - Photo: © Jörg Bodemann
     | Photo: © Jörg Bodemann

    Was ist eine Vision?

    Die Vision ist das Leitbild eures Projekts. Sie besteht aus drei Bestandteilen:

    Der Visionssatz beschreibt das “Warum”.

    Er ist der Fixstern eures Projekts, eine nicht zu erreichende Konstante, die allen Orientierung bietet. Zum Beispiel: “Nachhaltiges Leben auf dem Land in Einklang mit der Natur.” Oder: “Kulturelle Vielfalt und Teilhabe für alle”.

    Die Mission beschreibt das “Wie”.

    Sie übersetzt den Visionssatz in konkrete Ziele, z.B. “Sharing-Kultur implementieren” oder “Kulturangebote schaffen”. Eine Mission kann aus verschiedenen Punkten bestehen. Hier sollte jedoch unbedingt priorisiert werden.

    Die Strategie beschreibt das “Was”.

    Sie benennt, welche konkreten Schritte gegangen werden sollen, um im Einklang mit dem Visionssatz die Mission zu erfüllen. Dieser Schritt kann am Angfang noch grob sein (z.B. “Offene Werkstatt, Car-Sharing, Permakultur-Garten”) und wird später immer weiter verfeinert werden. Die Strategie kann natürlich auch gewerbliche Elemente enthalten. Denn zur Umsetzung einer Vision braucht es – wie für fast alles – Geld.

    Die Vision beantwortet also das „Warum“, das „Wie“ und das „Was“. Das findet sich auch im Konzept des Golden Circle von Simon Sinek, der das Prinzip für Marketingzwecke entwickelte – aber es funktioniert auch für gemeinwohlorientierte Projekte.

    Drei zentrale Ebenen und Leitfragen können euch dabei helfen, eure Ziele zu definieren:

    • Wir als Menschen (Selbstverständnis):Wer sind wir?
    • Wir als Zukunftsort (Antrieb): Was macht unser Tun aus?
    • Wir als Teil der Gesellschaft (Werte):Welche Rolle nehmen wir ein? Für welche Gesellschaft wollen wir uns einsetzen?
     -
    heimatHof Gutziegenberg

    Die Vision und der Start des Vereins heimatBewegen rund um den Zukunftsort.

    Wozu dient die Vision?

    Die Vision hat mindestens fünf zentrale Aufgaben:


    • Sie stärkt die Identifikation, denn sie beschreibt die gemeinsame Zukunft der Gruppe aus dem Jetzt heraus.

    • Sie bietet Orientierung, denn sie gibt eine Richtung vor, die in konkrete Ziele übersetzt werden kann.

    • Sie bietet Legitimation für Entscheidungen und basiert auf den gemeinsamen Werten einer Gruppe.

    • Sie versprüht Inspiration und unterstützt damit den gebündelten Aufbruch in eine noch ungewisse gemeinsame Zukunft.

    • Sie ist Basis für Förder- und Kreditanträge.

    Visions-Workshop

    Nehmt euch Zeit für einen gemeinsamen Prozessauftakt, am besten im aktiven Workshop-Format, um eine gemeinsame "Rohvision" zu erarbeiten. Plant je nach Größe der Gruppe und des Projekts zwischen einem halben Tag und zwei Tagen. Je nachdem, wie euer Zukunftsort aufgestellt ist, sollten alle zentralen Akteur*innen, die Kerngruppe oder alle am Projekt Beteiligten dabei sein. Wer am Workshop nicht teilnehmen kann, sollte seine Ideen auch im Nachgang noch einbringen können.

    Damit sich am Ende wirklich alle mit der gemeinsamen Vision identifizieren können, sollten auch alle in die Entwicklung mit einbezogen werden. Für solch einen intensiven Workshop braucht es vor allem vier Dinge: Zeit, Nervennahrung, Gedankenfreiheit und jede Menge Post-Its!

    Liebe auf den ersten Blick.

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    Ina Fettig / Gründerin
    Kaiserliche Postagentur
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    Einen Visions-Workshop planen

    Hier erfahrt ihr, wie ihr selbst einen gemeinsamen Workshop zur Definition eurer Vision gestaltet.

    Der Visions-Workshop

    Expert*innen zum Thema

    Folgende Personen haben bei diesem Beitrag mitgewirkt und teilen gern Ihre Erfahrungen rund um die Visionsentwicklung im Netzwerk Zukunftsorte. 

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    Janosch Dietrich

    Gründer

    Coconat
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    Julia Paaß

    Gründerin / Netzwerk

    Hof Prädikow
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    Ina Fettig

    Gründerin

    Kaiserliche Postagentur
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    Jörg Bodemann

    Gründer

    Flagshipstore Stolzenhagen