Wen möchtet Ihr einbeziehen?
Unabhängig von Projektgröße und -ausgestaltung ist es wichtig, die Öffentlichkeit über Eure Idee, den Ablauf und wichtige Entscheidungen im Prozesses zu informieren – sobald sicher ist, dass Ihr Euer Projekt auch konkret in Angriff nehmen (könnt). Im weiteren Prozess findet dann jede Gemeinde und jede*r Eigentümer*in einen eigenen Zugang zur Öffentlichkeit:
Welche Informationskanäle spielen in Eurer Region eine zentrale Rolle?
Wo treffen sich die Menschen in Ihrem Ort und wie tauschen sie sich aus?
Über welche Formate sind sie bestmöglich abzuholen? Digital, analog, Veranstaltungen, Einzelgespräche?
Auf dieser Seite...
…erfahrt Ihr, zu welchem Zeitpunkt des Prozesses aktive Bürgerbeteiligung sinnvoll ist und mit welchen Formaten Ihr diese sowie einen grundsätzlich transparenten Planungsprozess gestalten könnt.
Die Bevölkerung mitnehmen
Die Bevölkerung mitnehmen
Die Bevölkerung vor Ort weiß natürlich bestens Bescheid, ob und wo ein größerer Leerstand im Ort ist.
Christin Neujahr / Öffentlichkeitsarbeit, Standortmarketing | Stadt Angermünde
Aktive Bürgerbeteiligung solltet Ihr nur betreiben, wenn Ihr ernsthaft bereit seid, die Meinungen und Ideen der Bürger*innen unvoreingenommen aufzunehmen und Zeit und Ressourcen haben, diese auch einzubeziehen und umzusetzen. Alles andere erzeugt langfristig nur Unmut. Also keine Beteiligung nur um der Beteiligung willen!
Kurz gesagt
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1
Entwicklungen kommunizieren.
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Lokal relevante Kommunikationskanäle nutzen.
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3
Ortsvorsteher*innen einbeziehen.
Entwicklungen kommunizieren.
Lokal relevante Kommunikationskanäle nutzen.
Ortsvorsteher*innen einbeziehen.
Schritt 1: Planungsprozess transparent gestalten
Informationen teilen
Für die Bürger*innen im Ort sind vor allem folgende Fragen relevant:
Wie kam es zu diesem Projekt?
Wer ist alles daran beteiligt?
Was ist das Ziel am Ende?
In welchen Schritten wird der Prozess ungefähr ablaufen?
Welche Rolle können die Bürger*innen evtl. aktiv einnehmen? Welche Möglichkeiten der Beteiligung und des Austauschs werden perspektivisch gestellt?
Das klappt nur, wenn die Leute mitmachen. Und das funktioniert nur, wenn wir sie direkt ansprechen – das ist jetzt unsere Aufgabe als Verwaltung.
Marco Beckendorf / Bürgermeister
Wiesenburg/Mark
Wenn möglich, könnt Ihr das Angebot für Rückfragen offen aussprechen und gezielt einen Rahmen dafür schaffen. Stellt zum Beispiel eine*n zentrale*n Ansprechpartner*in zur Verfügung oder haltet eine erste öffentliche Infoveranstaltung ab, an der Fragen gestellt und beantwortet werden können. In jedem Fall sollten in der Folge regelmäßig Updates über Entwicklungen veröffentlicht werden. Entscheidet euch für ein Format, das die Menschen vor Ort bereits kennen und intuitiv nutzen. Wenn eine Umfrage o.ä. geplant ist, kommuniziert Ihr frühzeitig, zu welchem Zeitpunkt sie ungefähr stattfinden soll. Bei einem größeren und langfristigen Vorhaben kann es sich auch lohnen, einen regelmäßigen Stammtisch oder ein Projektbüro einzurichten.
Ortsvorsteher*innen und Engagierte als Schlüsselfiguren begreifen
Ortsvorsteher*innen und besonders engagierte Menschen aus demGemeinderat oder lokalen Vereinen sind Eure wichtigsten Partner*innen beim Thema Bürgerbeteiligung. Sie sind Euer direkter Draht zur Stimmungs- und Meinungslage der Bevölkerung und können gut und gerne von Anfang an in den Prozess mit einbezogen werden. Spätestens zur ersten Infoveranstaltung sollten sie gezielt eingeladen werden. Ortsvorsteher*innen und engagierte Multiplikatoren können Euch auch dabei beraten, über welche Wege Ihr die Leute im Ort bestmöglich erreichen könnt. Wenn es darum geht, eine Projektgruppe für das Gebäude zu gewinnen und auszuwählen, ist es hilfreich, Ortsvorsteher*innen beim Leerstandsspaziergang und im Auswahlkomitee der Konzeptvergabe dabei zu haben.
Direkten Kontakt suchen
Erhöht die Akzeptanz für Euer Projekt, indem Ihr direkt auf die Bewohner*innen zugeht – ob beim Zaungespräch, beim Fest oder einer Veranstaltung im Ort oder durch einen geführten Workshop. Ihr könnt auch über digitalem Wege Befragungen durchführen, jedoch immer nur ergänzend zum persönlichen Gespräch. Nach anonymen Befragungen sollten die Ergebnisse dann zumindest persönlich vorgestellt und gemeinsam diskutiert werden. Im besten Fall könnt Ihr schon frühzeitig einen ungefähren Zeithorizont kommunizieren:
Wie geht es innerhalb des Projektteams weiter?
Wann können die Bürger*innen mit neuen Informationen rechnen?
Wie werden ihre Meinungen später berücksichtigt?
An welcher Stelle gibt es ggf. Möglichkeiten, anzudocken oder das Gebäude selbst zu nutzen?
Wenn man Prozesse in Gang setzt, die wirklich was mit dem Leben vor Ort zu tun haben, gewinnt man die Menschen auch.
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Carla Kniestedt / Abgeordnete im Brandenburger Landtag
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Schritt 2: Aktiv Beteiligen
Aktive Bürgerbeteiligung sollte im Prozess zeitlich gut platziert und zielgerichtet eingesetzt werden. Entscheidet Euch vorab, ob Ihr für die Ausschreibung und Vergabe der Immobilie konkrete Anforderungen der Nutzung an die Gruppen bzw. eure Konzepte stellen möchten. Dann bietet sich an, die Bedarfe und Ideen der Bürger*innen noch vor der finalen Ausschreibung einzuholen. Dabei sollte darauf geachtet werden, nicht nach Wünschen zu fragen, sondern nach Fehlstellen und Bedarfen. Das Vorstellen existierender Beispiele regt Diskussionen an und inspiriert zum Weiterdenken. Beteiligungsprozesse können die Entwicklung auch ins Stocken bringen, besonders wenn die Meinungen in der Bevölkerung weit auseinander gehen. Daher ist es ratsam, zumindest punktuell Expert*innen für den Beteiligungsprozess hinzuzuziehen, die für solche Situationen geschult sind.
Um unser integriertes Stadtentwicklungskonzept auf den Weg zu bringen, haben wir Spaziergänge durch die Ortsteile, Workshops und Versammlungen durchgeführt.
Christin Neujahr / Öffentlichkeitsarbeit, Standortmarketing | Stadt Angermünde
Schritt 3: Ergebnisse auswerten
Wenn Ihr Formate der Bürgerbeteiligung in Ihren Prozess integrieren, müssen diese auch ausgewertet und die Erkenntnisse in Eure Planung integriert werden. Prüft dazu:
Welche Themen und Aspekte wurden am häufigsten erwähnt?
Welche Nutzungsvorschläge passen am besten zu Ihrem ausgewählten Gebäude?
Wo müssen eventuell Skepsis und Hemmungen abgebaut werden?
Was ist finanziell machbar?
Aus den Ergebnissen könnt Ihr zum Beispiel Kriterien für die Ausschreibung ableiten. Möglich wäre auch, die bewerbenden Gruppen in den Auswertungsprozess einzubeziehen. In diesem Schritt ist der Expert*innen-Blick für Regionalentwicklung gefragt. Jetzt müsst Ihr beurteilen, welche Ansätze am besten mit der Infrastruktur der Region zu verbinden sind und wie Ihr neue Ideen und Konzepte bestmöglich für die Bevölkerung vermitteln könnt.
Unterschiedliche Voraussetzungen einbeziehen.
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Marco Beckendorf / Bürgermeister
Wiesenburg/Mark
Relevante Werkzeuge zum Thema:
Lokale Kommunikationskanäle
Auf der städtischen Homepage zu informieren reicht oft nicht aus. Informiert Eure Leute vielfältig, zum Beispiel auch über Facebook- oder Chat-Gruppen, Amtsblätter, Hauswurfsendungen, lokale Presse, Stammtische, etc.
Leerstandsspaziergang
Eigentümer*in, Betreiber*in, kommunale Vertreter*innen und Interessierte veranstalten gemeinsam eine Ortsbegehung. Hierbei könnt Ihr Schlüsselfiguren, wie bspw. die Ortsvorsteher*innen und engagierte Vereine in den Kennenlern- und Auswahlprozess einbeziehen.
Beteiligungsworkshop
Für einen gezielten Workshop kann externe Begleitung oder Moderation nicht schaden. Selbst wenn Ihr selbst Kompetenzen dazu besitzen, kann es die Aushandlung verschiedener Interessen erleichtern, eine außenstehende Person dabei zu haben.
Meine Empfehlung ist: wer auch immer sich für den ländlichen Raum engagieren will, muss rausfahren und sich das vor Ort angucken.
Marco Beckendorf / Bürgermeister
Wiesenburg/Mark