Wann brauche ich ein Nutzungskonzept?

Zukunftsorte sind alles andere als '0815' – das betrifft besonders ihre Nutzungen. Meist sind sie für mehrere Nutzungen parallel konzipiert: Wohnen und Arbeiten, gemeinschaftliche und öffentliche Aktivitäten, Gemeinnütziges und Gewerbliches. Deshalb seid ihr nicht selten mit den Vorschriften für Gewerbe konfrontiert oder übernehmt eine aktive Rolle in der Regionalentwicklung

Aber jetzt erstmal der Reihe nach: Um die richtigen Nutzungen zusammenzubringen, solltet ihr zunächst klären, wonach ihr strebt, eine Vision formulieren. In eure Überlegungen solltet ihr auch eure individuellen Fähigkeiten und Zukunftswünsche einfließen lassen. Gleichzeitig solltet ihr verschiedene Geschäftsmodelle durchspielen, um herauszufinden, wie euer Projekt wirtschaftlich werden kann. Daraus könnt ihr dann ein Nutzungskonzept entwickeln. Wie das geht und was ihr dabei beachten solltest, erfahrt ihr hier.

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Der Kreativort Das blaue Pferd im Rupinerseenland bietet u.a. Platz für Proben, Workshops, Ateliers, Yoga und vieles mehr.

Kurz gesagt

  • 1

    Zukunftsorte haben oft eine Nutzungsmischung aus Wohnen und Arbeiten, privaten und öffentlichen Aktivitäten.

  • 2

    Die Nutzungen leiten sich aus deiner Vision, der Beschaffenheit des Gebäudes/Geländes und deinem Geschäftsmodell ab und sind im Nutzungskonzept festgehalten.

  • 3

    Das Nutzungskonzept dient zusammen mit der Vision als Grundlage für Finanzierungsfindung, Förderanträge sowie die Zusammenarbeit mit Architekt*innen und der Gemeinde.

  • Welche Nutzungsmischungen können Zukunftsorte haben?

       - Foto: Mirko Kubein
      Coliving

      Gemeinschaftliche Wohnformenn wie Coliving, Generationen-Wohnen oder Clusterwohnen sind gute Alternativen zum Einfamilienhaus.

      Foto: Mirko Kubein

       - Foto: Adam Naparty
      Coworking

      Coworking Büros ermöglichen das Arbeiten vor Ort, können aber in Kombination mit Übernachtung auch zur wirtschaftlichen Einnahmequelle werden.

      Foto: Adam Naparty

       - Foto: Lena Heiß
      Beherbergung für Gäste

      Das Gastgewerbe ist ein eine gute Möglichkeit, einen Ort zu finanzieren und zugleich auch andere Nutzungen zu ermöglichen.

      Foto: Lena Heiß

       - Foto: Haus des Wandels
      Seminare und Veranstaltungen

      Die Vermietung von Räumen für diverse Veranstaltungen ist eine gute Einnahmequelle, gerade bei guter Anbindung und Übernachtungsangebot.

       - Foto: Christian Thiele
      Gastronomie und Café

      Die Neueröffnung einer Kneipe, eines Café oder Restaurants erfreut sich meist großer Beliebtheit. Damit sich das Gastrogewerbe trägt, muss einiges beachtet werden.

      Foto: Christian Thiele

       - Foto: Lena Heiß
      Gemeinschaftsräume

      Multifunktionale Räume zum Treffen, für Veranstaltungen und Projekte sind wichtig, müssen aber meist querfinanziert werden.

      Foto: Lena Heiß

       - Photo: © Stefan Korte
      Kunst und Kultur

      Als Kunst- und Kulturort lassen sich besonders alte Industriebrachen gut umnutzen: E-Werk, Kühlhaus und Co.

      Foto: Stefan Korte

       - Photo: Lena Heiss
      Landwirtschaft

      Wer landwirtschaftliche Flächen hat, kann sie auch als solche nutzen. Gut ist es, wenn man gleich einen Kundenstamm für die Direktvermarktung mit aufbaut.

      Foto: Lena Heiß

       - Foto: Verein Halle 36 eV
      Werkstätten

      Früher gab es sie überall auf dem Land, jetzt kommen sie wieder: Offene Werkstätten und Repair Cafés.

      Foto: Mirko Kubein

    So machen's die Zukunftsorte

    Was sind die Vorteile von Nutzungsmischungen?

    Sogenannte Multi-Use-Orte, zu deutsch Mehrzweckorte, sind derzeit in aller Munde – zurecht! Denn sie bringen viele Vorteile:

    Bessere Auslastung

    Gemeinschaftsorte werden mehr frequentiert, wenn sie verschiedene Funktionen und Infrastrukturen miteinander verbinden, wie zum Beispiel in der Scheune Prädikow oder im Gästehaus und KreativLab Ein Ding der Möglichkeiten. So vermeidest du teuer sanierte Räume, die nur monoton genutzt werden und erschaffst einen Ort, an dem immer etwas los ist.

    Ökologisch und ökonomisch nachhaltig

    Anstatt für jede Nutzung und Funktion einen eigenen Raum bereitzustellen und damit viel Geld und Ressourcen zu verbrauchen, können bei kluger Planung verschiedene Nutzungen auch in einem Raum Platz finden. Dieser sollte allerdings auch organisatorisch und gestalterisch darauf ausgelegt sein. Die Mehrfachnutzung schont den Geldbeutel, reduzierst die Flächenversiegelung und sparst klimaschädliche Baustoffe.

    Gute Synergien

    Wo unterschiedliche Menschen zusammenkommen, entstehen auch die kreativsten Ideen. In Coworking Spaces tun sich Freiberufler*innen verschiedener Disziplinen zusammen und starten gemeinsame Projekte. Aber auch auf anderen Ebenen kann so was geschehen – zum Beispiel, indem du in deinem Gemeinschaftsort den Austausch zwischen eurer Gruppe, der Nachbarschaft und dem Dorf förderst. Hier gilt: Wer Schnittstellen schafft, ermöglicht Entwicklung!

    Wenn alle Nutzer*innen da sind, sind wir um die 80-90 Leute auf dem Hof. Dann haben wir zum Beispiel Kinder und ältere Menschen, die betreut werden, Unternehmer*innen auf einem Business Retreat und Familien auf dem Marktplatz in der Scheune - dieser Blumenstrauß an Charakteren und Interessen ist sehr wertvoll für den Hof.”

    Was sollte man bei multifunktionalen Orten unbedingt bedenken?

    Wie immer sind es die Schnittstellen, die am wichtigsten sind. Aufgrund unterschiedlicher Bedarfe und Bedürfnisse können sie aber auch Reibung erzeugen. Deshalb solltest du bei Nutzungsmischungen nicht nur ein ausführliches Nutzungskonzept erstellen, sondern unbedingt auf Folgendes achten:

     - Foto: Adam Naparty

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    Euer Weg zum Nutzungskonzept

    Worauf es bei einem Nutzungskonzept ankommt und wie ihr eins erstellen könnt, erfahrt ihr hier.

    Nutzungskonzept

    Expert*innen zum Thema

    Folgende Personen haben bei diesem Beitrag mitgewirkt und teilen gern Ihre Erfahrungen rund um das Thema Nutzung im Netzwerk Zukunftsorte:

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    Annika Heinrichs

    Gründerin & Vorstand

    Ein Ding der Möglichkeit
     -
    Nicole Müller

    Gründerin

    heimatHOF Gut Ziegenberg
     -
    Janosch Dietrich

    Gründer

    Coconat