Herberge

 - Foto: Lena Heiß
Ein Ding der Möglichkeit

Der Zukunftsort Ein Ding der Möglichkeiten bietet Übernachtungsmöglichkeiten als Teil seines Angebotes an

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Sofern ihr ausreichend Platz an eurem Ort habt, ist die Beherbergung (und Bewirtschaftung) von Gästen und Tourist*innen eine gute Möglichkeit, Einnahmen rein zu holen und gleichzeitig diverse Menschen an euer Projekt heran zu führen bzw in Kontakt zu treten. Besonders zu größeren Veranstaltungen oder mehrtägigen Workshops oder falls ihr Arbeitsräume/Werkstätten über einen längeren Zeitraum vermietet, ist die Herberge eine willkommene Ergänzung. Allerdings sind sowohl Aufbau als auch der Betrieb einer Herberge nicht zu unterschätzen. Einerseits, was den Umbau betrifft, sofern ihr eure Immobilie nicht in saniertem Zustand übernehmt, aber auch organisatorisch in der Vor- und Nachbereitung eines Aufenthalts.

Seminarbetrieb

 - Foto: Pablo Lopez
Projektraum Drahnsdorf

Im Projektraum Drahnsdorf finden Teams und Gruppen Platz.

 | Foto: Pablo Lopez

Der Klassiker ist sicher der Seminarbertrieb an einem Zukunftsort, sozusagen „Brot und Butter der Zukunftsorte”. Haben die Angebote zunächst oft DIY-Charme und sind auf kleinere Gruppen ausgerichtet, lässt sich das Business mit zunehmendem (Um-)Baufortschritt professionalisieren und so auch größere Gruppen aufs Land locken. Doch die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht – zumindest um Berlin und Hamburg gibt es mittlerweile zahlreiche Angebote. Daher müsst ihr euch gut überlegen, wie ihr euch abhebt. Die Kunst liegt darin, das Professionelle und Hochwertige mit dem Unfertigen, Naturnahen zu verbinden. So könnte man vielleicht die Ästhetik von Zukunftsorten ganz treffend beschreiben. Mit dieser besonderen und gefragten Kombination sprichst du unterschiedliche Zielgruppen an, große Unternehmen genauso wie NGOs. Diesen Umstand könnt ihr für Querfinanzierungsmodelle nutzen, damit den Ort auch Gruppen nutzen können, die nicht das nötige Kleingeld aufbringen können.

Veranstaltungen

 - Foto: Kaiserliche Postagentur

Die Kaiserliche Postagentur bietet Raum für Veranstaltungen unterschiedlicher Art.

 | Foto: Kaiserliche Postagentur

Mit den Veranstaltungen verhält es sich ganz ähnlich wie mit dem Seminarbetrieb, die Nutzungen überschneiden sich mitunter natürlich. Auch hier könnt ihr niedrigschwellig starten und euch mit der Zeit breiter aufstellen und damit unterschiedliche Zielgruppen bedienen. Mit Veranstaltungen wie Hochzeiten könnt ihr das nötige Geld verdienen, um andere Herzensprojekte voranzubringen oder zu unterstützen. Selten sind kommerzielle Events das Ziel eines Zukunftsorts, im Verlauf der Zeit treten sie meist in den Hintergrund. Dagegen sind kulturelle oder Bildungs-Veranstaltungen von der ersten Stunde an ganz wesentliche und wertvolle Beiträge, die Zukunftsorte für die Gemeinschaft des Dorfes und der Region sowie für neue Stadt-Land-Beziehungen leisten können.

Tipp

In Konkurrenz zum Dorffest solltet ihr jedoch nicht treten, sondern euch mit den vorhandenen Strukturen verbünden, eure Stärken einbringen und Inhalte behutsam von gewohnt zum experimentell entwickeln. Kurz gesagt: Nicht nur Techno spielen, sondern auch ein paar Gassenhauer, die alle mitnehmen.

Coworking

 - Foto: Lena Heiß

Die Umstellung von kurzzeitiger auf langfristige Vermietung hat uns hier im Coconat, besonders in finanziell unsicheren Zeiten wie Corona, den (Planungs-) Prozess erleichtert. (Janosch Dietrich) 

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Wir hatten ja jetzt bei der Regionale grad auch das Thema, dass man Coworking Spaces entlang der Verkehrsachsen aufbaut, damit Menschen nicht mehr jeden Tag nach Berlin fahren müssen

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Grit Körmer / Regionalmanagerin

LAG Märkische Seen e.V.

Die gemeinschaftlichen Räumlichkeiten bieten sich an, auch als Coworking-Spaces genutzt zu werden, wenn gerade keine Seminare oder Veranstaltungen stattfinden. Coworking-Spaces auf dem Land sind im Moment gefragt und werden auch gefördert. Letztlich hängt der Erfolg ganz entscheidend davon ab, ob es in eurem Dorf und Umfeld die kritische Masse für diese Nutzung gibt oder ob diese zumindest absehbar da sein wird. Ihr solltet euch außerdem die Frage stellen, welche Angebote Coworking-Spaces auf dem Land brauchen – vor allem im Vergleich zur Stadt. Sind das lediglich die klassischen Schreibtische und Besprechungsräume oder braucht Coworking auf dem Land noch andere Funktionen wie einen gemeinsamen Mittagstisch, spezielle Netzwerk-Veranstaltungen, oder Übernachtungsmöglichkeiten? Einen Nebeneffekt hat eine solche Nutzung in jedem Fall und die ist als Zukunftsort nicht zu unterschätzen: Ihr vernetzt euch ganz nebenbei in der Region und lernt kreative Menschen kennen.

Tipp

Was man auf jeden Fall tun sollte: Das Gewerbe vor Ort anmelden! Denn nur dann profitiert auch eure Gemeinde von den Gewerbeeinnahmen.

Gastronomie und Verkauf

 - Foto: Lena Heiß

Gut Boltenhof setzt unter anderem auf Eigenvermarktung und setzt seine Produkte im Hofladen sowie in der eigenen Gastronomie ein.

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Ein Hofcafé klingt erstmal toll, aber der Betrieb ist in vielerlei Hinsicht nicht zu unterschätzen. Hier ist es gut und sinnvoll, wenn sich die Angebote verkoppeln lassen, beispielsweise mit einer Coworking-Nutzung. Auch der Verkauf von Produkten, seien es Genussmittel aus der kleinen Käserei auf dem Hof oder auch von anderen Anbieter*innen aus dem Dorf oder der Region, lässt sich an eine gastronomische Nutzung koppeln – und andersherum. Eine Sache, die man in seiner Blase schnell vergisst, ist die Unterschiedlichkeit von Bedürfnissen, Interessen und Geschmäckern, wie auch Einkaufsgewohnheiten und finanziellen Möglichkeiten. Achtet also darauf, eine diverse Angebotspalette zu bieten. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist zu bedenken, dass zumindest die gastronomische Nutzung, vor allem wenn sie auch auf touristische Besucher*innen angewiesen ist, ein saisonales und damit stark schwankendes Geschäft ist. Was helfen kann, ist vor allem im Winter besondere Ereignisse und Veranstaltungen zu schaffen (Märkte, Konzerte, etc.), die zusätzliche Gäste anlocken.

Handwerk

 - Foto: Lena Heiß

Handwerk hat beim Zukunftsort Ein Ding der Möglichkeiten einen besonderen Stellenwert. Hier soll bald ein Makerspace mit eigener Werkstatt entstehen.

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Diese Einkommenszweige ergeben sich oft ganz nebenbei, da sie für den günstigen Umbau des Zukunftsortes unerlässlich sind. So dient vor allem Handwerk oft dazu, Kosten zu sparen, statt Geld zu verdienen. Natürlich sind mit Handwerk auch die Sehnsüchte des Ausbrechens einer am Laptop arbeitenden urbanen Wissensgesellschaft verbunden: morgens ein paar Calls, am Nachmittag an der Kreissäge oder der Siebdruckplatte. Dieser Spagat ist in der Realität meist nicht ganz so romantisch. Dazu kommt, dass gewerbliche Nutzungen baurechtlich nicht immer möglich sind. Für hochwertige handwerkliche Design- und Kunstprodukte könnt ihr vor allem in euren Netzwerken oder in der Stadt einen Absatzmarkt finden, meist läuft das ganze bei Zukunftsorten aber unter Nebenerwerb und Hobby. Wenn ihr versierte Handwerker*innen seid, genug Raum zur Verfügung steht und ihr zum Beispiel auf den Bau von Tiny Häusern setzt, kann sich aus dem Nebenerwerb schnell ein profitables Geschäft entwickeln. Dann gilt es, ein gutes Team zusammenzustellen, sodass die vielen anderen Aufgaben bei der Entwicklung eines Zukunftsorts nicht zu kurz kommen. Ein weiterer positiver Aspekt, der nicht zu unterschätzen ist, ist die Einbindung in die Region über handwerkliche Arbeit: einerseits in klassische Unternehmernetzwerke vor Ort, aber auch in Institutionen und Organisationen, wo soziales und handwerkliches Handeln zusammenkommen. Auch notwendiges Material kann man oft kostengünstiger und klimafreundlicher direkt aus der Region beziehen.

Landwirtschaft

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Der Hof in RothenklempeNOW setzt voll auf ökologische Landwirtschaft, zusammen mit der Bio Boden Genossenschaft.

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Bei der Landwirtschaft verhält es sich ganz ähnlich wie beim Handwerk. Hier sind es oft die Sehnsüchte und Ideale beziehungsweise der verfügbare Raum, der euch als Zukunftsortbetreiber*innen zu Landwirt*innen macht. In die Landwirtschaft rutscht man manchmal auch fast zufällig rein. Zunächst als Teil-Selbstversorger gedacht, wird die Beschäftigung mit dem Boden oft etwas sehr Zentrales, bei dem das ökologische Handeln im Vordergrund steht. Damit kommt man auf eine Art auch sehr viel stärker auf dem Land an. Wenn es mehr als ein Hobby sein soll, ist die Direktvermarktung vor allem am Anfang ein guter Weg, um die hohen Auflagen zumindest teilweise zu umgehen. Solltet ihr mit eurem Zukunftsort keine Flächen mitgekauft haben, die sich für landwirtschaftliche Nutzungen eignen, ist es mitunter gar nicht mehr so einfach, an Land zu kommen. Oder umgekehrt - ihr habt Flächen mitgekauft, die ihr selber gar nicht bewirtschaften wollt oder könnt. Auf jeden Fall gibt es verschiedene Wege, mit potentiellen Landwirtschaftsflächen umzugehen. Daher auch hier nochmal der grundsätzliche Appell, dass es sich in jedem Fall lohnt, den Boden vor Investoren und unmotiverten Privatpersonen oder kommerziellen Landwirt*innen zu schützen. Ein guter Partner ist die Bio Boden Genossenschaft: sie kauft Landflächen auf und garantiert eine ökologische Bewirtschaftung. Wenn in der Region beispielsweise kein Ackerbau möglich ist und somit auch keine Ackerbauprämie bezogen werden kann, gibt es Förderungen, die diesen “Profitverlust” auffangen, um die Flächen für den Natur- und Klimaschutz bereitstellen zu können. Zur Beratung oder auch zur Förderung könnt ihr euch unter Anderem an die verschiedenen Verbände Demeter e.V., Bioland oder Naturland wenden oder einfach mal bei benachbarten Betrieben in der Umgebung anklopfen, ob sie euch Tipps geben können. Meistens freuen sich Landwirt*innen, wenn noch mehr Menschen in der Region in ihrem Sektor mit anpacken wollen.

Wenn ihr die Sache professioneller angehen könnt, selber Fachleute in der Gruppe oder in der Region schon ein*e Landwirt*in an Land gezogen habt, lässt sich vor allem mit Weiterverarbeitung und Veredelung, kombiniert mit einer gezielten Vermarktung von hochwertigen Produkten, der größte Mehrwert generieren.

Das ist das Schöne an der Bio Community oder auch, was ich immer mehr merke, bei den konventionellen Landwirten, dass die Offenheit, sich gegenseitig zu helfen und tatsächlich aus diesem egoistischen und wenig kooperativem raus zu kommen, dass das schon gelebtes Paradigma ist.

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Tobias Keye / Gründer
RothenklempeNOW

Wir brauchen Quereinsteiger in der Landwirtschaft!

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Tobias Keye / Gründer
RothenklempeNOW

Gewerbe

Wie ihr mit einem Zukunftsort profitabel und sozial gerecht wirtschaftet

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